Man kann vom Ufer aus die Fische sehen. Vögel pfeifen. Ein Sprung Rehe verschwindet lautlos im Dickicht. Das Ostallgäu ist reich an Naturseen, die zum Spazierengehen einladen, zum Baden oder zum Träumen an ihren grünen Ufern.
Von Marktoberdorf aus ist z. B. der Forggensee für sportliche Radler erreichbar, oder der in eine fast nordische Landschaft eingebettete Elbsee. Blankäugige Schönheiten direkt vor der Haustür, multifunktionell dazu, sind Kuhstallweiher und Ettwieser Weiher.
Der namenlose Naturteich im Stadtteil Gwend ist – von Schilf gesäumt und von Häusern umringt – die Kinderstube der Schwäne, die dann als Halbstarke von den Eltern durch den Ettwieser Bach knapp drei Kilometer zum Ettwieser Weiher gebracht werden. Er muss ihnen wie ein Ozean vorkommen. Ihr knapp fünf Hektar großer Schwanensee.
Wie herrlich an einem frühen, noch kühlen Hochsommermorgen barfuß über die taufeuchte Wiese zum Steg zu trippeln und einzutauchen in frisches Nass, hinauszuschwimmen, weit weg von Fahrradständern, Kiosk und kostenlosen Parkplätzen, in ruhigen, kräftigen Zügen auf die stillen, naturbelassenen, besonders geschützten Uferabschnitte zu, hinter denen sich der Hochwald in den Hüften wiegt und die Bäume tanzen.
Der Ettwieser Weiher ist mit dem Fahrrad oder zu Fuß ganz schnell erreichbar. Wörtlicher kann „Stadtrand-Erholung“ bzw. „Nah-Erholung“ nicht genommen werden. Die Bürger lieben ihren „Ette“. Liegewiesen laden zum Verweilen ein, flache Uferbereiche und ausgewiesene Nichtschwimmerzonen machen den bis zu vier Meter tiefen See auch für kleine Badegäste zugänglich. Zum Wiederaufwärmen toben sie mit blauen Lippen auf dem Kinderspielplatz.
Am Abend oder am Wochenende wird der Grillplatz gerne genutzt, um selbst mitgebrachte Würstchen oder Steaks zu brutzeln. Die dazu passenden Getränke sind am Kiosk wohlfeil. Und – wie es sich für einen EU-zertifizierten Badesee gehört, hält die Stadt Umkleidekabinen und behindertengerechte sanitäre Anlagen vor. Und das bei freiem Eintritt!
Pilger auf dem Jakobsweg erholen sich am Ettwieser Weiher, gleich unterhalb der „Kindle-Wallfahrtskapelle“, Jogger auf ihrer Runde über Ettwiesen in Richtung Fexen, und Kletterer nach ihren Exkursen in schwindelnde Höhen: „Klette am Ette“ heißt die angesagte Location, der 2015 neu eingerichtete Waldseilgarten.
Von „easy“ bis „heavy“ erwarten die schwindelfreien Sportler jeden Alters neun mehr oder weniger aufregende Parcours, um das Stangenstakkato der Bäume herum und hoch ins Geäst. Man fängt am Boden an und kämpft sich hinauf in Höhen bis zu zwölf Metern über Grund. Das ist ganz schön sicher. Und sicher schön: Mit einer redundanten Karabiner-Technik, die Neulingen vor dem Start detailliert erklärt wird.
Im Winter ist es ruhig am Ettwieser Weiher, der See zugefroren. Pferde stehen still wie Skulpturen auf der nahen Koppel. Spaziergänger mit und ohne Hund treffen sich am Drehkreuz auf einen Ratsch. Bevor sie zurückwandern vom Ettwieser Weiher nach Marktoberdorf. Im letzten Licht des späten Nachmittgas leuchtet die Martinskirche.